
Was hat es mit diesem Titel auf sich? Die meisten Menschen haben ein konkretes Ziel vor Augen: eine Stadt, ein Dorf, eine Gebirgskette oder vielleicht eine malerische Motorradstrecke mit unzähligen Kurven. Ich jedoch habe mir etwas Besonderes vorgenommen: In den nächsten drei Tagen möchte ich - ausschließlich auf legalen Straßen und Waldwegen - mit dem Motorrad immer über 1000 Meter Seehöhe bleiben.
Das Motorrad wartet bereits am Ausgangspunkt, sodass ich ganz entspannt mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen kann.
Die wichtigsten Vorbereitungen sind getroffen: Zugtickets wurden gekauft, Sitzplätze reserviert und ein paar Dinge für das Motorrad eingepackt.
Die Route? Sie ist weder vorher genau geplant noch jemals abgefahren worden. Genau das ist die Idee. Ob mein Plan aufgeht, bleibt allerdings offen. Es gibt viele Unbekannte, die hineinspielen: Wie wird das Wetter? Gibt es unerwartete Fahrverbote (voraussichtlich die größte Herausforderung)? Und wie sehr werde ich mich darauf freuen, irgendwo in den Bergen auf steinigem Boden zu übernachten? Fragen über Fragen – und die Antworten warten in den kommenden Tagen.
Tag 1
Der Wecker klingelt um 05:30. Genug Zeit für eine erfrischende Gesichtswäsche, einen Kaffee und eine herzliche Verabschiedung. Anschließend geht es mit der U-Bahn in Richtung Bahnhof Stadlau. Pünktlich um 06:55 fährt der Regionalzug Richtung Wien Hauptbahnhof ein. Dort herrscht bereits reges Treiben, da zahlreiche Fahrgäste auf den Anschlusszug nach Innsbruck warten. Zum Glück gibt es Sitzplatzreservierungen – das erspart einiges an Stress.
Der Reiseplan sieht wie folgt aus:
07:30 – Abfahrt vom Wiener Hauptbahnhof in Richtung Wörgl. Aufgrund von Bauarbeiten ist die Strecke nach Innsbruck leider gesperrt, wodurch sich die Reisezeit um mindestens 90 Minuten verlängert. Aber das war mir schon im Voraus bekannt.
12:46 – Ankunft in Wörgl
16:02 – Weiterfahrt nach Trento
17:05 – Mit dem Bus von Trento nach Baitoni
Geplante Ankunft: ca. 19:10
Nach der Ankunft in Baitoni gab es einen warmen Empfang: Die Nachbarn überraschten mich mit einem kühlen Bier und einem leckeren Abendessen. Ein perfekter Abschluss für einen langen Reisetag.
Tag 2 - Tour-Übersicht:
Der Wecker klingelt um 05:30 Uhr. Bevor es losgeht, stehen noch einige Arbeiten am Motorrad an: Bremsflüssigkeit erneuern, Kühlflüssigkeit wechseln und ein Öl-Check.
Um 12:00 Uhr startet die Tour. Da das Motorrad bei der letzten Offroad-Ausfahrt sehr heiß lief, entscheide ich mich, zunächst eine zweistündige Testfahrt zu unternehmen. Die Strecke führt über Bagolino nach Croce Domini und weiter nach Maniva – eine perfekte Offroad-Strecke für Tests.
Nach 1 Stunde und 20 Minuten Fahrt: keine Probleme mit der Kühlung! Es ist 13:30 Uhr und ich befinde mich irgendwo zwischen Monte Maniva und der Schotterstraße Richtung Anfo.
Es ist Pastoncini-Time...



Die Abfahrt über die Gebirgskette nach Anfo stellt etwas höhere Ansprüche an das Fahrkönnen, doch auch hier zeigt die KAWA eindrucksvoll, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Die Route ist spektakulär und bietet atemberaubende Ausblicke – dabei sollte man das Wetter in dieser Höhenlage jedoch stets im Blick behalten. Am Ende der Offroad-Strecke geht es schließlich über die Straße hinab nach Anfo.

Nach einer kurzen Pause setze ich meinen Weg nach Lavenone fort. Von dort aus versuchte ich, über Waldwege in Richtung Iseo zu gelangen. Anfangs war der Forst- und Waldweg noch gut befahrbar, doch je weiter ich kam, desto anspruchsvoller wurde die Strecke. Dennoch machte es weiterhin Spaß, auch wenn der Weg nun eher einem Reitpfad glich. Nach einer scheinbar endlosen Strecke teilte sich der Reitweg. Auf meinem Garmin Oregon bemerkte ich ein Haus in der Nähe – mitten im absoluten Nirgendwo?
Neugierig fuhr ich in Richtung des Hauses, und schon bald kam mir die Hausherrin entgegen. War ich wohl ihr erster Besucher in diesem Jahr? Sie erzählte mir, dass der Weg zur nächsten befestigten Straße äußerst schwierig sei, aber nicht mehr allzu lange dauern würde. Sollte ich es wagen, weiterzufahren – oder lieber umkehren?

Der nächste Streckenabschnitt entpuppt sich als wahrer Albtraum: ein steiler, steiniger Pfad, durchzogen von tiefen, mit Regenwasser gefüllten Gräben. Überall Schlaglöcher, dazwischen rutschige, nasse Baumwurzeln. Meine Schutzausrüstung? Absolut unzureichend. Die Handschuhe bieten zu wenig Schutz, trage schienbeinhohe Endurostiefe, meine Motorradjacke ist offen. Ein Sturz wäre fatal – die Protektoren könnten verrutschen, der aufgeklappte Helm - keine Zeit zum schließen. Beste Voraussetzungen für Verletzungen. Bleibe ich stehen, komme ich nicht mehr weg. Umkehren? Undenkbar – das Motorrad würde ich unmöglich halten können ...
Die Steine prasseln unaufhörlich gegen den Motorschutz. Stellenweise verliere ich jeglichen Vortrieb, der Hinterreifen dreht durch, das Profil ist endgültig hinüber. Ich gebe Gas, rutsche zurück und entkomme nur knapp einem Sturz. Plötzlich findet der Reifen Grip und katapultiert mich nach vorne.

Ich erblicke ein rettendes Dorf. Eine Zivilisation; fahre zur Kirche, möchte das Motorrad abstellen. Es fällt fast um, kann es kaum halten. Setze mich am Boden und schlafe ein.
Tag 3 - Übersicht der Tour:
Die gestrige Tour hat deutliche Spuren hinterlassen: eine schmerzende Hüfte, Muskelkater in den Oberschenkeln und völlige Erschöpfung. An eine Motorradtour war heute nicht zu denken. Das Frühstück zog sich bis 11:00 Uhr hin, und erst gegen Abend war ich in der Lage, eine kleine Runde zu drehen. Die Route führte von Baitoni über Bondone hinauf zum Alpo.
Die Strada Alpo ist schmal, aber gut befahrbar und komplett asphaltiert. Der Aufstieg dauert etwa 20 Minuten. Oben angekommen bleibt man auf der Strada Alpo und fährt immer geradeaus. Der Weg endet schließlich an einem Fahrverbot, und ab dort ändert sich der Straßenname zu "Strada Spessa". Mit einer entsprechenden Genehmigung darf jedoch weitergefahren werden.
Die Beschaffenheit des Weges variiert ab diesem Punkt stark: Asphalt, Schotter, Kies, Feldwege und Betonteile wechseln sich ab und erfordern volle Konzentration. Dennoch ist die Strecke gut machbar. In Brati di Spessa bietet sich eine perfekte Gelegenheit für ein Picknick – eine Pause sollte man unbedingt einlegen, denn der nächste Abschnitt der Strecke hat es in sich und verlangt einiges an Fahrkönnen.

Weiter geht es rechts auf die Strada Fastaggio, wo nach der ersten Linkskehre eine steile Schotterpiste nach unten führt. Kurz vor der nächsten Rechtskurve liegt auf der linken Seite ein - idealerweise geöffneter - Schranken. Dieser Weg muss eingeschlagen werden, wenn man von hier aus die Abfahrt nach Baitoni oder Storo beginnen möchte.


Die Abfahrt hat es in sich: Sie führt über acht extrem steile Kehren und unbefestigte Schotterstraßen hinab. Nach diesem anspruchsvollen Abschnitt gelangt man direkt auf die Strada Nar. Doch Zeit zum Verschnaufen gibt es keine – es folgen zahlreiche enge Asphaltkehren, die volle Konzentration erfordern. Vorbei an beeindruckenden, steil aufragenden Felswänden führt die Strecke schließlich zur Bundesstraße SP 69.
An der Kreuzung hat man die Wahl: Links geht es nach Baitoni, rechts nach Storo.
Tag 4
Rund um Storo - Bericht folgt
Tag 5
Der Tag sollte halbwegs normal beginnen: Der Wecker klingelt um 05:40 Uhr, doch ich bin bereits seit einer Stunde wach. Leise verschließe ich den Wohnwagen. Das Motorrad ist bereits gepackt und steht außerhalb des Campingplatzes bereit.
So vermeide ich, die anderen Camper mit dem Lärm des Motors zu stören. Punkt 06:00 Uhr breche ich auf. Die Route führt von Baitoni nach Storo, weiter über den Ledrosee in Richtung Gardasee. Die Straßen sind vom nächtlichen Sturm noch leicht feucht, aber dennoch gut befahrbar. Vom Gardasee geht es weiter in Richtung Trento, um dort entlang der Bundesstraße die Strecke Richtung Brenner fortzusetzen. Da das Wetter wenig einladend ist, entscheide ich mich, den letzten Abschnitt zum Brenner auf der Autobahn zurückzulegen.

1.350 Höhenmeter sind erreicht – von hier an geht es nur noch bergab...
Doch das Wetter schlägt um: Es wird kalt, dichter Nebel zieht auf. Spätestens in Nöstlach beginnt es in Strömen zu regnen. Das Ziel, der Wörgl Hauptbahnhof, ist noch mindestens eine Stunde entfernt, und der Regen nimmt weiter zu.

Um 11:30 Uhr erreiche ich - klitschnass vom Regen - den Bahnhof Wörgl. Zwischen Wörgl Hauptbahnhof und Salzburg wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Abfahrt des Busses ist für 11:53 Uhr geplant, mit einer vorgesehenen Fahrzeit von 1,5 Stunden. Doch leider zieht sich die Fahrt auf fast genau 3 Stunden hin. Der Anschlusszug um 14:08 Uhr? Verpasst.